Die Burg

von Ursula Poznanski

Es hat ihn buchstäblich Unsummen gekostet – doch Milliardär Nevio hat die halbverfallene Burg Greiffenau nicht nur einfach instandsetzen lassen: Die unterirdischen Geheimgänge, Gruften und Verliese wurden mithilfe modernster Technik zu einer einzigartigen Escape-Welt ausgebaut. Eine künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass das Spiel auf jede Besuchergruppe individuell zugeschnitten ist. Ob mittelalterliche Festung, Vampirschloss oder Fantasywelt – Burg Greiffenau kann alles sein, was sich die Spieler wünschen. Um sein grandioses Werk zu testen, lädt Nevio eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Experten ein. Niemand ahnt, dass die KI längst beschlossen hat, ihr eigenes Spiel zu spielen. Und darin ist ein Happy End nicht vorgesehen.

Eine weitere Geschichte von Ursula Poznanski, die mir zwar viel Spaß bereitet hat, mich aber nicht so begeistern konnte, wie andere Werke von ihr.

Die Grundprämisse der Geschichte fand ich sehr spannend und auch sehr aktuell, denn hier wendet sich eine künstliche Intelligenz gegen die Menschen. Auch in der Realität werden KI’s immer bedeutungsvoller, werden inzwischen fast überall genutzt und dieses Buch spielt mit dem Gedanken, was passiert, wenn sie sich gegen uns wenden sollte. Natürlich im abgesteckten Rahmen einer Escape-Welt, doch das kann auch weiter gesponnen werden.

Die Charaktere, die in die Burg und zum Escape-Spiel eingeladen werden, sind gut ausgearbeitet und haben mich durch die Geschichte getragen. Man lernt sie erst oberflächlich kennen, doch die KI hat auch hier ihre sprichwörtliche Hand im Spiel – denn um einzelne Aufgaben zu lösen, müssen sie ihre dunkelsten Geheimnisse verraten und das hat mich richtig mitfiebern lassen. Es stellt sich nämlich heraus, dass jeder in der bunt zusammengewürfelt wirkenden Truppe eigene Gründe hat, genau dort zu sein.

Die Auflösung der Geschichte hat mir auch sehr gut gefallen, denn es gibt natürlich einen guten Grund, warum die KI handelt, wie sie es nun einmal tut. Sie gibt ihnen nämlich genau das, was sie sich von ihr im Spiel gewünscht haben (mehr verrate ich dazu nicht, keine Sorge).

Was mich zu meiner Kritik an dem Buch bringt. Es war ein mittelalterliches, düsteres Setting im Escape-Spiel anberaumt, so weit, so gut. Aber in jedem Raum erwarten einen neue Grausamkeiten an Verletzungen, Verstümmelungen und übelkeiterregenden Szenarien, die ich irgendwann einfach nur noch als übertrieben empfand. Ich muss gestehen, dass ich gelegentlich Beschreibungen von Wunden oder ähnlichem dann sogar einfach überflogen habe.

Trotzdem hat mir das Buch im Ganzen sehr gut gefallen, wenn ich es auch, wie schon gesagt, an einigen Stellen ziemlich übertrieben fand. Es war spannend, die Charaktere sympathisch (und manchmal eben auch nicht) und die Auflösung gefiel mir gut. Allerdings würde ich dieses Werk nicht uneingeschränkt empfehlen, auch wegen der häufigen, sehr plastischen Beschreibungen. 

Spannend und mitreißend, allerdings manchmal ziemlich übertrieben. 4 ⭐️